Hitzewellen: von der Ausnahme zum Normalzustand

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Die Grafik zeigt es deutlich: Waren Hitzewellen bis Mitte des letzten Jahrhunderts noch die Ausnahme, so sind sie mittlerweile die Regel. Während der Gründerzeit, als viele Straßenzüge und Plätze der Stadt gestaltet wurden, gab es nur alle paar Jahre mindestens 3 Tage hintereinander mit mehr als 30 Grad Celsius. „Man kann sich vorstellen, dass dieses Thema bei den Menschen der damaligen Zeit – und somit auch bei der Stadtplanung – überhaupt nicht präsent war. Heute hingegen kommen Hitzewellen jedes Jahr vor, oft bis zu 30 Tage, also ein Drittel des Sommers. Für uns ist ein heißer Sommer daher der Normalzustand geworden, der nun auch in der Stadtplanung Berücksichtigung finden muss,“ erklärt Matthias Ratheiser, Geschäftsführer von Weatherpark, die Entwicklung in den letzten 150 Jahren.

Auch ein kurzfristigerer Vergleich bestätigt die Entwicklung. 2003 war bis dato der Sommer mit den längsten Hitzewellen. Schaut man sich die Zahlen im Detail an, dann erkennt man, dass der letzte Sommer noch extremer war. Gab es 2003 in Wien (Messstation Hohe Warte) 40 Tage mit über 30°, so waren es 2015 bereits 42 Tage. Und die Zahl der Tage mit über 35° ist im Vergleich von 5 auf 15 gestiegen:

 2003  2015
 > 30° 40 Tage42 Tage
> 35° 5 Tage 15 Tage

Damit war allein 2015 ein Drittel aller Tage mit über 35°C seit Beginn der Aufzeichnungen vor rund 150 Jahren in Wien. Das heisst, dass es in all den anderen Jahren nur ca. 30 Tage mit über 35°C gab. Vor ca. 1910 gab es noch gar keinen Tag mit über 35°C.

Auch der Sommer 2016 war überdurchschnittlich warm: Er war der elftwärmste der Messgeschichte (0,9°C über dem Mittel). Da es aber nur an drei Orten in Österreich einen einzigen Tag über 35°C heiß wurde, haben viele diesen Sommer als weit weniger warm empfunden.

Anhand dieser Zahlen lässt sich eindeutig zeigen, dass die Sommer tendenziell immer heißer werden. Und es ist so gut wie sicher, dass die Tage mit Hitzewellen nach den globalen und lokalen Klimamodellierungen weiter zunehmen wird. „In anderen Ländern und Städten beobachten wir ähnliche Entwicklungen. Es wird daher immer wichtiger, für einen angenehmen Humankomfort in den Ballungszentren zu sorgen. Vor allem städtische Überhitzung muss vermieden werden. Diese entsteht dort, wo es wenig Schatten und Abkühlung gibt. Bäume, Wasserflächen, helle Farben auf Böden und Wänden sowie ausreichend kühle Frischluft helfen unter anderem, eine übermäßige Aufheizung zu verhindern. Die Städte und die Stadtplaner sind nun gefragt, entsprechend zu planen bzw. passende Maßnahmen zu setzen,“ appelliert Matthias Ratheiser an die Verantwortlichen.